Optiker Tuttlingen
Kleine Augenkunde

Unser Auge 

Unser Auge funktioniert wie eine Filmkamera: Wie bei einem Kameraobjektiv fällt Licht durch die einzelnen „Bauteile“ des Auges – Hornhaut, vordere Augenkammer, Pupille, Linse und Glaskörper. Auf der Netzhaut wird das Licht gebündelt, Bilder entstehen. Von der Netzhaut wandern diese Bilder über den Sehnerv zum Gehirn: Wir sehen!

Aus der Kombination der Bildeindrücke beider Augen entsteht eine räumliche Vorstellung unserer Umgebung. Die Augen vermitteln mehr Eindrücke als jedes andere Sinnesorgan. Pro Sekunde nehmen sie zehn Millionen Informationen auf und geben sie ans Gehirn weiter. Das Sehen ist so selbstverständlich, dass wir einfach davon ausgehen, klar sehen zu können.
Fehlsichtigkeiten
Was ist Fehlsichtigkeit? Gutes Sehen hat seinen Ursprung in der Abbildung scharfer Bilder auf der Netzhaut des Auges. Beim normalsichtigen Auge werden ankommende Lichtstrahlen durch die Hornhaut, die Linse und den Glaskörper so abgelenkt, dass sie in einem sogenannten Brennpunkt auf der Netzhaut zusammentreffen. Ist dies nicht der Fall, entsteht ein unscharfes Bild und man spricht von einer Fehlsichtigkeit (Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Stabsichtigkeit).

 


 
Normalsichtigkeit (Emmetropie)
 

Beim normalsichtigen Auge, welches fast kugelförmig ist, treffen die Lichtstrahlen in einem Brennpunkt auf der Netzhaut zusammen. Alle Gegenstände sowohl in der Nähe als auch in der Ferne sind scharf zu erkennen.

 


Kurzsichtigkeit (Myopie)

Ein kurzsichtiges Auge ist meist zu lang gewachsen. Der Brennpunkt der einfallenden Lichtstrahlen liegt nicht auf, sondern vor der Netzhaut. Kurzsichtige Menschen sehen in der Nähe scharf, weiter entfernte Gegenstände können ohne Sehhilfen nur verschwommen erkannt werden.
Die optische Korrektur erfolgt durch die Verminderung der Brechkraft des Auges durch das Vorsetzen einer Zerstreuungslinse. Dadurch verschiebt sich der Brennpunkt nach hinten auf die Netzhaut, die Abbildung ist wieder scharf. Der Korrekturwert einer Zerstreuungs-linse wird in negativen Dioptrien angegeben (z.B. -5,75 dpt).


 


Weitsichtigkeit (Übersichtigkeit, Hyperopie)


Weitsichtigkeit, im Fachjargon Hyperopie (Übersichtigkeit) genannt, ist eine angeborene Fehlsichtigkeit. Weitsichtige sehen bis zum 30. Lebensjahr meist sowohl in der Ferne als auch in der Nähe gut – allerdings müssen sie dafür die inneren Augenmuskeln stark beanspruchen, was auf Dauer sehr anstrengt. Weitsichtigkeit kann folgende Ursachen haben: ein zu kurzer Augapfel (Achsenhyperopie), eine Hornhaut oder eine Augenlinse mit zu geringer Brechkraft (Brechungshyperopie) oder eine Kombination aus beiden. Die beim Blick in die Ferne in das Auge einfallenden Lichtstrahlen werden bei der Weitsichtigkeit so gebündelt, dass ein scharfes Bild eines Objektes erst hinter der Netzhaut entsteht. Der Weitsichtige kompensiert das, indem er die Brechkraft der Linse durch die Aktivität seines Ziliarmuskels verstärkt. Dieser Vorgang, Akkommodation genannt, funktioniert bei weit entfernten Gegenständen und in jungen Jahren oft sehr gut. Bei sehr nahen Gegenständen gelingt der Ausgleich weitaus weniger gut.




Stabsichtigkeit ( Asigmatismus, Hornhautverkrümmung )


Stabsichtigkeit (Astigmatismus, Hornhautverkrümmung)

Patienten mit einer Hornhautverkrümmung sehen Gegenstände in der Nähe wie in der Ferne verzerrt. Grund dafür ist meist die Hornhaut des Auges, die eher einem Ei als einer Kugel gleicht. Durch die unterschiedlichen Krümmungskurven wird das Licht z.B. in der Horizontalen anders gebrochen als in der Vertikalen. Die Folge ist eine verzerrte Abbildung: so erscheint z.B. ein Punkt zu einem Strich oder "Stab" verzerrt, daher auch der Name Stabsichtigkeit. Eine Hornhaut-verkrümmung tritt oft zusammen mit Kurz- oder Weitsichtigkeit auf.
Der optische Ausgleich erfolgt durch den Ausgleich der Wölbung bzw. eine Annäherung der Hornhautoberfläche an die Kugelform, so dass sich wieder alle Lichtstrahlen in einem Brennpunkt treffen. Bei der Brille und Kontaktlinse erfolgt dies durch sogenannte Zylindergläser, deren Lage vor dem Auge eine genau definierte Richtung haben müssen. Deshalb wird der Korrekturwert bei Brillen oder Kontaktlinsen mit dem Wert des Zylinders in Dioptrien und die Lage der Zylinderachse in Winkelgraden angegeben. Im Brillenpass steht dann z.B. für den Zylinderwert: Zyl. -1,5 dpt, Achse 0°.

  



Alterssichtigkeit (Presbyopie)
 

Mit zunehmendem Alter lässt bei jedem Menschen die Elastizität und damit die Fähigkeit der Augenlinse nach, sich automatisch auf unterschiedliche Entfernungen scharf zu stellen (Akkommodation). Dieser "Akkommodationsverlust", der in der Regel zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr bemerkt wird, ist ein normaler Vorgang und betrifft ausnahmslos jeden Menschen - egal ob dieser bisher normal- oder fehlsichtig war.
 


Augenlasern ?
Vormittags in die Augenklinik, sich geschwind die Kurzsichtigkeit weglasern zu lassen, abends die Brille in den Mülleimer verbannen. Wer sich mit dem Gedanken an eine Laser-OP trägt, sollte nicht nur die Kosten einer OP, sondern auch die Risiken in Betracht ziehen. Alles andere wäre blauäugig. Denn auch wenn die refraktive Chirurgie (Eingriffe am Auge, um die Brechkraft des Auges einem gewünschten Wert anzunähern) große Fortschritte gemacht hat: Eine Operation am Auge bleibt immer ein Eingriff in gesundes Gewebe, der mit Risiken oder Folgeschäden verbunden sein kann. Ab einem Alter von etwa 40 bis 45 Jahren werden alle Operierten ohnehin wieder zu Brillenträgern: Die Alterssichtigkeit schlägt zu – und diese lässt sich nicht operativ korrigieren. Eine Brille garantiert vorhersagbar eine Verbesserung der Sehfähigkeit. Eine Operation dagegen kann zwar gutes Sehen vermitteln, dies ist jedoch nicht exakt vorhersagbar. Und wenn eine Komplikation auftritt, ist es nur ein schwacher Trost zu wissen: Mit Brille wäre das nicht passiert.
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